Die Stadt Besigheim plant nahe der historischen Altstadt den Neubau eines Schulgebäudes mit Mensa für 3 Züge der Primarstufe der Friedrich-Schelling-Gemeinschaftsschule. Neben dem Unterrichtsbereich und der Mensa mit Ausgabeküche, sind ein Mehrzweckraum sowie zwei Fachräume mit entsprechenden Nebenräumen und eine kleine Verwaltungseinheit zu planen. Hinzu kommt die Neuplanung des Freiflächenbereichs für das gesamte Schulareal inkl. einem überdachten Aufenthaltsbereich für die Primarschüler.
STÄDTEBAU UND VERKEHRSORGANISATION
Der Entwurf reagiert städtebaulich auf seine Nachbarn und fügt sich durch Aufgreifen einzelner Elemente selbstverständlich in das Schulensemble ein. Das Volumen des 3-Geschossers ist der benachbarten Sekundarstufe entlehnt. Einem Zwilling gleich, positioniert sich der Neubau mittig auf der Nordseite des Grundstückes an Stelle des abzubrechenden Altbaus. Die diagonal verlaufenden Traufkanten des quadratischen Atriumbaus zitieren das Schrägdach der benachbarten, denkmalgeschützten Grundschule. Der Neubau leitet so höhentechnisch von der Primar- zur Sekundarstufe über. Die Verkehrsströme der einzelnen Schulen werden logisch zusammengefasst. Eine neue Kiss-&-Ride-Vorfahrt erschließt das Schulareal von Süden über die Turmstraße. Hier sind auch die PKW-Stellplätze untergebracht. Eine Durchquerung des Grundstückes nach Norden wird für PKW somit künftig vermieden. Ankommende Schüler verteilen sich über die großzügige Campusfläche zu den Eingängen, der Kindergarten wird über einen zusätzlichen Fußweg an der südlichen Grundstücksgrenze angebunden. Der gesamte Pausenhofbereich ist als offene, vielfältige Campuslandschaft konzipiert und erstreckt sich vom Vorplatz im Westen über weitläufige Spiel- und Sportbereiche im Süden bis hin zum terrassierten Abenteuerbereich im Osten. Letzterer fängt den Geländeversprung zur Sekundarstufe ab und bindet deren UG ebenengleich über einen Tiefhof an die Fachräume im Neubau an. Die Anlieferung und Feuerwehrumfahrt verbleiben an der nördlichen Grundstücksgrenze.
INNERE FUNKTION UND ERSCHLIESSUNG
Übergeordnetes Thema ist die erdgeschossige Verbindung der 3 Schulgebäude durch eine Campusachse. Zwei symmetrisch angeordnete Eingänge adressieren sich zu ihrem Gegenüber und verbinden das helle, lichtdurchflutete Foyer des Neubaus mit dem Pausenbereich. Der Campusgedanke wird durch hohe Transparenz und wechselnde Blickbeziehungen zusätzlich gestärkt. An das Foyer schließen im Erdgeschoss die zentralen Garderoben, der Verwaltungs- und Lehrerbereich sowie Mensa und Bewegungsraum an. Diese können bei Bedarf zu einer multifunktionalen Fläche für den Ganztag zusammen geschaltet werden und besitzen Zugang zum Außenbereich. Die zentrale, in den Luftraum des Foyers eingestellte einläufige Treppe erschließt in Verbindung mit zwei Fluchttreppenhäusern in den Gebäudeecken und einem Aufzug alle weiteren Geschosse. Das 1. und 2. Obergeschoss sind als identische Lerncluster organisiert. Die Unterrichtsräume gruppieren sich entlang der Fassade um ein gemeinschaftlich genutztes, multifunktionales Forum in der Mitte. Dieses wird über den zentralen Lichthof belichtet und belüftet und bietet spannende Aus- und Einblicke durch Glasflächen und mobile Wände. In jeder Ebene gibt es zusätzlich Lehrerstützpunkte, Lehrmittelräume und Stunden-WCs. Das Unter- bzw. Hanggeschoss ist teilunterkellert und bietet Platz für die Fachräume. Diese öffnen sich zu einem Werkshof und sind für Schüler der Sekundarstufe über einen Zugang direkt zu erreichen. In den Hang eingegraben befinden sich die notwendigen WC-, Lager- und Archivflächen sowie die neue Technikzentrale.
ÄUSSERE GESTALT UND KONSTRUKTION
Die Fassade zitiert die Nachbargebäude und greift den beigen Farbton des Altbaus und der Stadtmauer auf. In Anlehnung an die historische Stadtmauer mit Wehrturm ist für den Neubau eine vorgehängte hinterlüftete Fassade aus Handstrichklinkern geplant. Diese ziehen sich zusätzlich über die bewegte Dachfläche, welche aufgrund der höher gelegenen Altstadt als 5. Fassade geplant ist. Großformatige Fensteröffnungen mit Brüstungshöhen in Sitzhöhe gliedern die Obergeschosse und werden durch weißgraue Faschen aus Beton-Fertigteilen gerahmt. Wieder ein Zitat aus dem denkmalgeschützten Altbau. Die Sockelzone im Erdgeschoss wird durch großformatige Glasflächen als Pfosten-Riegel-Fassade mit Beton-Fertigteil-Lisenen rhythmisiert. Für das Tragsystem werden im Sinne der Nachhaltigkeit gemauerte Kalksandstein-Außenwände und Stb-Decken mit Bauteilaktivierung vorgeschlagen. Das Dach wird ebenfalls als geneigte Stb-Decke ausgeführt. Im Innenausbau sollen im Sinne der Flexibilität größtmöglich Leichtbauwände verwendet werden. Die freien Deckenuntersichten werden durch akustisch wirksame Holzlamellendecken mit integrierter Beleuchtung ergänzt, in den Decken kommt Trittschalldämmung aus Holzfaser zum Einsatz. Der Verzicht auf durchgehende Abhangdecken, die freie Anordnung der Fenster-Lüftungsflügel sowie die logische Grundrissgestaltung versprechen in Verbindung mit der Trockenbauweise ein schnelles Reagieren auf künftige Nutzungsänderungen. Langlebige und robuste Materialien im Innenausbau an Decken und Wänden, wertige und wartungsarme Fassaden außen und eine effiziente Anlagentechnik dort wo nötig versprechen insgesamt eine qualitätsvolle Nutzung über den gesamten Lebenszyklus hinweg.
TECHNIKKONZEPT
Für den Neubau wird die Energie zum Heizen über die bestehende Wärmeversorgung als Nahwärme angeschlossen. Die Spitzenlast wird über schnell regelnde Heizkörper an der Fassadenseite übergeben, erdgeschossig ist vereinzelt Fußboden-heizung denkbar. Die Baukonstruktion wird in massiver Bauweise hergestellt. Über die Bauteilaktivierung werden vor allem die Decken mit Kälte temperiert, die über eine Wärmepumpe versorgt wird. So kann über Nacht die Wärme aus der Phasenverschiebung Tag/Nacht effizient abgeführt werden. Die Einzelraumregelung in den Räumen erfolgt über die Heizkörper. Die Luftversorgung der Räume erfolgt prinzipiell über Fensterlüftung, die bei Bedarf mit einer mechanischen Lüftung unterstützt werden. Notwendige Installationen liegen aufgrund der Belüftung innenliegender Bereiche vor. Die zentrale Lüftungsanlage befindet sich im Untergeschoss. Die elektrische Energie für die Wärmepumpe könnte über eine Photovoltaik-anlage auf dem Dach der Sekundarstufe erzeugt werden. Die Trinkwarmwasserbereitung erfolgt dezentral elektrisch. Präsenzmelder und Tageslichtsensoren regeln automatisch die LED-Beleuchtung der Innenräume und werden durch Raffstores mit Tageslichtlenkung unterstützt.
Wettbewerb 2. Rundgang
Zurück zur Übersicht